Erfolgsgeschichte 1 (zum Thema Alkohol)
Der Kunde muss wegen einer Trunkenheitsfahrt mit 1,79 Promille zu MPU.
Er ist 50 Jahre alt, verheiratet und arbeitet als Versicherungsvertreter.
Zum Termin legt er vor:
Eine Bescheinigung ¸ber 12 Stunden Beratung durch einen Verkehrspsychologen
Zwei Haarproben-Analysen; es wurde kein EtG nachgewiesen
Vier EtG-Urin-Screenings; es wurde kein EtG nachgewiesen
Er absolviert folgende Tests:
Verkehrssituationstest
Farb-Ton-Reaktionstest mit Pedale
Figurenvergleichstest
Er hat die MPU bestanden.
Er muss dauerhaft auf Alkohol verzichten.
Ausz¸ge aus seinem psychologischen Untersuchungsgespräch (z.T verk¸rzt wiedergegeben)
Psychologe:
Was mˆchten Sie bei der heutigen Untersuchung deutlich machen?
Kunde:
Dass ich mein Verhalten deutlich geändert habe, dass mein heutiges Leben anders ist als vor 2 Jahren. Bin stabiler geworden, durch Veränderungen im Bereich Familie und Beruf. Gerade auch das Trinken, das zu dem Dilemma geführt hat, dass ich das abgelegt habe und auch durchsetzungsfreudiger bin als früher, um weiterhin auf Alkohol verzichten zu können.
Psychologe:
Wie ist es zu der Fahrt gekommen?
Kunde:
Da war ein Geschäftstreffen mit einem Kunden, es wurde dann gesellig, das ging von 18 Uhr bis Nachts um 1, dann wollte ich heim, habe mich damals öfter überschätzt, es gab öfter mal solche Fahrten, es ist ja auch immer gut gegangen.
Psychologe:
Haben Sie sich fahrt¸chtig gef¸hlt?
Kunde:
“Bei Fahrtantritt ja, w‰hrend der Fahrt habe ich es dann schon gemerkt, dass ich eingeschr‰nkt war. Tunnelblick, bin dann abgebogen und habe angehalten. Dann hat es an der Scheibe geklopft, es war die Polizei ( … ).”
Psychologe:
Wie hatten Sie getrunken?
Kunde:
Mindestens 10 Halbe Bier.
Psychologe:
Wie sind Sie fr¸her, im n‰heren Vorfeld der Trunkenheitsfahrt allgemein mit Alkohol umgegangen?
Kunde:
Habe 3 bis 4 Mal getrunken in der Woche. Wenn, dann meistens am Abend, bis in die Nacht. Vor allem Bier. Oft in Gesellschaft. Im Schnitt 6-10 Halbe Bier.
Psychologe:
Welche persˆnlichen Eigenschaften / M‰ngel / Defizite haben die Bereitschaft zum Alkoholkonsum gefˆrdert?
Kunde:
Mein Selbstwertgef¸hl war angeknackst damals. Meine eigenen Anspr¸che an mich waren nicht erf¸llt, so sah das aus, kein intaktes Familienleben; ‹berlastung im Job, war auch noch erfolgsabh‰ngig t‰tig, es gab freilich auch Misserfolgs-Str‰hnen, die hohe Einbindung daheim f¸hrt zu Problemen im Gesch‰ft, das hat auch finanzielle Auswirkungen. Aber vor allem hat mir das Selbstvertrauen gefehlt damals und ich habe mir selbst nicht gen¸gt. Die vielen Konflikte haben zum Einbruch des Selbstwertes gef¸hrt und dann zum Ausweichen mit Alkohol.”
Psychologe:
Gab es schon mal kritische Hinweise von anderen zu Ihrem Umgang mit Alkohol?
Kunde:
Absolut, die ganzen Warnungen von Dritten habe ich ¸berhˆrt bzw. in den Wind geschlagen, habe das gar nicht registriert, dass ich auf der falschen F‰hrte war. Die Umwelt hat bemerkt, dass das nicht ok ist, ich selber nicht.
Psychologe:
Hatten Sie gelegentlich ÑFilmrisse”?
Kunde:
Hatte ich auch gelegentlich, ja, etwa bei Gesch‰ftsessen mit ‹bernachtung, bis sp‰t an der Bar, und mit starken Alkoholika.
Psychologe:
Wie stufen Sie selbst Ihre fr¸here Alkoholbeziehung ein (Normaler Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch, Alkoholabh‰ngigkeit)?
Kunde:
Das war starker Alkoholmissbrauch.
Psychologe:
Wie gehen Sie heute mit Alkohol um?
Kunde:
Ich habe den Alkohol verbannt, f¸hre ein ganz anderes Leben, habe mich befreit vom Drang. Bin mir gewahr, dass ich gef‰hrdet bin und bleibe. Passe daher auf, welche Veranstaltung ich besuche, meide solche, wo viel getrunken wird, meide das trinkende Umfeld, bin auch aus dem Fuflballverein ausgetreten deswegen und gehe nicht mehr auf den Sportplatz. Halte mich heute mehr an meine Familie. Habe vieles losgelassen, was fr¸her zur Routine gehˆrt hat. Habe das alte Gleis verlassen.
Psychologe:
Wann haben Sie zuallerletzt Alkohol getrunken?
Kunde:
Das war am 20.09.2016. Da kam das Urteil und das hat mir gezeigt, Du musst jetzt umdenken und auch ver‰ndern, so geht es nicht weiter. Wollte dann mein Leben auch umkrempeln.
Psychologe:
Wie wollen Sie das in Zukunft halten?
Kunde:
Ich mˆchte dauerhaft abstinent leben. Durch die positiven Effekte und auch das Bewusstsein meiner Gef‰hrdung. Habe mich von weiteren S¸chten getrennt, rauche auch nicht mehr, war starker Raucher und Kaffeetrinker. Heute trinke ich Tee. Habe mehr Lebenszeit heute. Mache was mit dem Sohn. Gehe in die Sauna. F¸hle mich fitter, bin p¸nktlich und disziplinierter. Gen¸ge mir vor allem selber heute und setze mir die Latte nicht mehr so hoch. Bin authentischer geworden, empf‰nglicher f¸r Kritik und setze mir nicht mehr die Maske auf. Sehe, ich stehe an erster Stelle, nicht die Firma.”
Psychologe:
Was spricht bei Ihnen gegen ein gelegentliches Bier?
Kunde:
Ich habe ein Suchtverhalten entwickelt, bin mir im Klaren, dass ich sehr gef‰hrdet bin und nur durch konsequente Abstinenz mein heutiges Leben erhalten kann, ansonsten w¸rde es wieder schleichend in das alte Fahrwasser m¸nden.
Psychologe:
Glauben Sie, in ein paar Jahren kontrolliert trinken zu kˆnnen?
Kunde:
Das bleibt einem, wie Radfahren, das verlernt man auch nicht. Wie bei den Zigaretten. Passe daher auch auf, ob Alkohol irgendwo im Essen ist, vermeide Alkohol in jeder Form. Auch Anl‰sse, wo stark getrunken wird. Bin da stark heute, auch, wenn das nicht immer akzeptiert wird. Es ist mir lieber, jemand ‰rgert sich dann ¸ber mich, als einem R¸ckfall Vorschub zu leisten. Ich entscheide mich heute f¸r mich selbst.”